Göttinger Tageblatt

20.02.2023 - Schulleiter sieht keinen Grund für Alarmstimmung

Schulleiter im Interview
So steht es um die Unterrichtsversorgung am Göttinger Felix-Klein-Gymnasium
Lehrer gesucht. Das gilt für für viele Schulen in Stadt und Landkreis Göttingen. Wie sich die Situation an zwei Göttinger Bildungsstätten darstellt, erläutern die Schulleiter der IGS Geismar, Tanja Laspe, sowie des Felix-Klein-Gymnasiums, Michael Brüggemann.
Laut niedersächsischer Landesschulbehörde liegt die Unterrichtsversorgung bei Gymnasien im Durchschnitt bei 102,1 Prozent und bei KGS/IGS bei 98,3 Prozent. Sind das Werte, die auch auf Ihre Schulen zutreffen?

Brüggemann: Im laufenden Schuljahr sind wir zweistellig – also definitiv unter 100.

Wie kann darauf reagiert werden?

Brüggemann: Wenn in einem laufenden Schuljahr etwas Unvorhergesehenes passiert, wie eine Krankheits- oder Schwangerschaftsvertretung, lässt sich darauf zumeist nur schlecht reagieren. In aller Kürze eine Vertretung zu organisieren, ist nicht so einfach. In Zusammenhang mit Corona und Ukraine-Krieg gab es aber Hilfestellungen durch die Landesschulbehörde. So konnten etwa Studenten die Unterrichtsversorgung abfedern. Da ist Göttingen schon privilegiert durch die Universität und die Anziehungskraft, die die Stadt hat. Das ist auf dem flachen Land anders. Ich habe die Stellen, die bei uns ausgeschrieben waren, bisher immer besetzten können. Früher gab es den Spruch: ´Die einen Lehrer sind in Göttingen, die anderen wollen nach Göttingen.` Das gilt noch immer. (...)

Kann eine Schule proaktiv nach neuen Kollegen und Kolleginnen suchen? Etwa über die eigene Homepage? Über Annoncen? (...)

Brüggemann: Einstellungen laufen zentral über das regionale Landesamt für Schule und Bildung. Kontakte können wir natürlich herstellen. Und pädagogische Mitarbeiter können wir einstellen oder Menschen zu Initiativbewerbungen ermuntern.

Wie schätzen Sie die Unterrichtsversorgung an ihrer Schule in der absehbaren Zukunft ein, worauf müssen sich Schüler und Eltern gefasst machen? (...)

Brüggemann: Die Situation wird sich nicht groß ändern. Die Zahlen bei Lehramtsstudium und Referendariat gehen auch in Göttingen zurück. Das wird uns in ein paar Jahren auf die Füße fallen. Die Personallage ist durchaus angespannt.

Der deutsche Lehrerverband behauptet, dass die Zahlen zur Unterrichtsversorgung geschönt seien. Eine Feststellung, die Sie so auch bestätigen würden? (...)

Brüggemann: Geschönt – so würde ich das nicht sagen. Man muss, wie bei jeder Statistik, gucken, wie kommen die Werte zustande, was sind die Eingangsparameter? Ist etwa der Bedarf an Vertretung einberechnet oder eben nicht. Ein Tricksen sehe ich nicht.

Demnach ist die Lage an den Schulen gar nicht so schlecht?

Brüggemann: Es gehört zu unseren Tagesaufgaben zu schauen, dass wir als Schule genug Ressourcen haben. Es ist eng, ja, aber es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, in Alarmstimmung zu verfallen.

Wenn Sie in zwei Sätzen sagen würden, warum der Lehrerberuf einer der schönsten Berufe der Welt ist oder zumindest sein kann, wie würden diese Sätze lauten? (...)

Brüggemann: Eine persönliche Frage. Was mich motiviert hat, ist, die jungen Leute beim Erwachsenwerden zu begleiten und sie auf das Leben vorzubereiten. Das treibt mich nach wie vor an.

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