Göttinger Tageblatt

10.06.2020 - Oberstufenschülerinnen verärgert

„Wir versuchen, Ruhe hineinzubekommen“
An den Schulen in Stadt und Landkreis Göttingen machen sich die
negativen Auswirkungen des jüngsten Corona-Ausbruchs besonders deutlich bemerkbar

Unsere Schule fühlt sich stark benachteiligt“, schrieb eine Göttinger Schülerin dieser Tage an die Redaktion ihrer Tageszeitung. Sie besuche die zwölfte Klasse des Felix-Klein-Gymnasiums (FKG) und sei trotz verordneter Schulschließung aufgefordert worden, ihre Klausuren zu schreiben. Und als sei das nicht aufgrund der schwierigen Unterrichtssituation der vergangenen Wochen schon schwer genug, habe sie die Benachrichtigung kurzfristig erhalten und sich daher nicht ausreichend vorbereiten können. Und sie ist mit ihrer Beschwerde nicht allein. Die spontane Verschiebung und kurzfristige Ankündigung von Klausuren, die ausufernden Hausaufgabenvolumina, die fehlende Chancengleichheit und auch das erhöhte Gesundheitsrisiko bringt viele auf die Palme. Aus dem Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) heißt es beispielsweise mit Blick auf die erneute Terminänderung: „Wir Oberstufenschüler sind äußerst verärgert.“
THG-Schulleiterin Ulrike Koller räumt ein, dass die neuerliche Unterbrechung des Präsenzunterrichts durchaus für erhöhte Unruhe gesorgt habe. „Bei allen liegen die Nerven blank.“ Der Krisenstab der Stadt Göttingen hatte am Sonntagabend aufgrund der erhöhten Infektionszahlen spontan verfügt, dass alle Göttinger Schulen geschlossen bleiben müssen. Bis dahin waren die Verantwortlichen noch vom Gegenteil ausgegangen.
„Keine glückliche Situation“, räumt Petra Broistedt, Leiterin des Krisenstabes, ein. Aber man sei bei seinen Entscheidungen derzeit nun mal von den Ergebnissen der Tests abhängig. Und die lagen am vergangenen Wochenende erst sukzessive vor. Auch eine weitere Entscheidung aus dem Rathaus kam für Lehrer und Schüler überraschend: Am Montag hieß es plötzlich, dass für Prüfungen und Klausuren der zwölften Klassen eine Ausnahme gemacht werde.
Dabei ergibt sich in der Göttinger Schullandschaft ein etwas diffuses Bild: In den Gymnasien gibt es aufgrund des Wechsels von zwölf auf 13 Jahre aktuell keine Abiturprüfung. „Damit müssen wir uns in dieser Situation glücklicherweise nicht befassen“, sagt Michael Brüggemann, Leiter des FKG. Dafür werden an den Gymnasien die Abiturienten des kommenden Jahrgangs zu den Klausuren gebeten – offensichtlich sehr zu deren Unmut. Man habe sich im Kreise der Leiter der Gymnasien beraten und sei zu dem Schluss gekommen, dass man diese Option dennoch wahrnehmen werde. Denn die Schüler hätten in der verbleibenden Zeit ansonsten eine umfangreiche Ersatzleistung erbringen müssen. Zudem sei es eine Chance, sich in Klausuren zu üben. Schließlich stehe der Abschluss mit umfangreichem Prüfungsblock im nächsten Schuljahr bevor. Und Koller ergänzt: „Der Umfang der jetzigen Klausuren beschränkt sich auf das, was in den vergangenen Wochen im Unterricht vermittelt werden konnte.“ (...)

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