Göttinger Tageblatt

07.08.2020 - FKG-Lehrer braut Bier für einen guten Zweck

„Wir stehen in Kontakt mit den Biertrinkenden“

Der Internationale Tag des Bieres findet jedes Jahr am ersten Freitag im August statt, diesmal also am 7. August. Ein paar Varianten dieses Getränks werden auch in der Region gebraut.
Wir stellen einige vor – darunter auch das Soli-Bier, das eine Gruppe junger Menschen in Göttingen auf den Markt bringt. Ein Euro pro verkauftem Kasten geht an soziale
Projekte.

Gerne wären Fabian Gabriel, Phillip Bastian, Esther Jutzi und ihre Mitstreiter schon diesmal beim Internationalen Tag des Bieres dabei gewesen – mit ihrem Soli-Bier. Doch die Corona-Krise hat den Start ihres Projekts verzögert. Die erste Abfüllung wird es erst am Donnerstag, 13. August, geben, einige Monate verzögert. Doch sie sind trotzdem voller Vorfreude.

„Wir trinken gerne Bier“, sagt Bastian und lacht. Beim Hofkino, privat mit Freunden im Innenhof, hätten sie Bier gegen Spenden ausgegeben. Ehrenamtlich hätten sie die Kinoabende organisiert, Geld wollten sie damit nicht verdienen. Also gaben sie die Spenden weiter an bedürftige Organisationen. Sie hatten Soli-Bier ausgegeben. Hier also nahm die Idee ihren Ausgang.

Das Angenehme wollten sie mit dem Nützlichen verbinden. Das Soli-Bier sollte ein größeres Projekt werden. Gabriel hatte in Köln den Beruf des Brauers erlernt und brachte grundlegendes Know-how mit. Eine Brauerei sollte für das Projekt interessiert werden, möglichst aus der Region. Denn nachhaltig soll die Produktion des Soli-Bieres ja auch sein. Das allerdings habe sich schwierig gestaltet, berichtet Bastian. Bis ein Zufall zu Hilfe gekommen sei.

Bei einem Treffen der Initiativen, die sich rund um das Kulturzentrum Musa angesiedelt haben, hätten sie jemanden aus der Kreativ-Etage kennengelernt. Er betreibe dort ein Medienbüro, arbeitete aber auch mit der Bergbräu-Brauerei in Uslar zusammen. Als „Meilenstein“ für ihr Projekt bezeichnet Bastian dieses Treffen, denn Bergbräu ließ sich begeistern. Die Brauerei sei „eine Partnerin, die uns bis jetzt voll überzeugt“. Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und den Brauern laufe hervorragend.

Säcke schleppen, Malz abwiegen

Das Soli-Bier-Team brachte sich in die Produktion ein. Sie schleppten Säcke mit Malz und halfen beim Abwiegen des Hopfens. Der erste Sud soll nun in der kommenden Woche abgefüllt werden, 5000 Liter. „Wir brauen demnächst wieder“, sagt Gabriel, „wir wollen vorbereitet sein“. In sechs Wochen soll die zweite Charge in die Flaschen kommen.

Naturtrüb soll das Soli-Bier sein. „Es schmeckt besser, weil die Hefen noch drin sind“, erklärt Bastian. Zudem seien für das Filtern fossile Algen aus den USA notwendig – nicht gut für den Nachhaltigkeitsanspruch des Teams. Perspektivisch planen sie ein ökologisches Soli-Bier, doch die Zutaten dafür müssten noch gefunden werden. Auch das Etikett des Soli-Bieres gibt es bereits. Beteiligt am Design waren einige Kreative aus dem Musa-Umfeld. Einige Stunden hätten sie über dem Text gebrütet, der auf dem Flaschenaufkleber stehen soll. „Da ist jedes Detail wichtig“, sagt Bastian. „Die Unterstützung war großartig.“

Beim Abfüllen wollen sie selbstverständlich dabei sein in Uslar. Auf Paletten werden dann die Flaschen angeliefert. Teils automatisch landen sie in der Produktionskette und durchlaufen erst eine Waschmaschine. Anschließend werden sie befüllt, direkt danach mit den Etiketten beklebt und wandern wieder auf die Paletten.

Fünf gastronomische Betriebe und Aktionen haben bereits zugesagt, das Soli-Bier anbieten zu wollen. Das Getränk soll es beim Open-Air-Kino im Brauweg geben, im T-Keller, im JT-Keller, in der Fußballkneipe Stadion an der Speckstraße und im Kabale. Später sollen auch inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte dazukommen.

70 Cent soll die Flasche im Handel kosten, 14 Euro der Kasten. Davon geht ein Euro an soziale Projekte – „in der Region für die Region“. Welche das sind, wollen die Initiatoren nicht alleine entscheiden. Ein Soli-Bier-Freundeskreis soll mit darüber beraten. „Wir stehen in Kontakt mit den Biertrinkenden“, erklärt Bastian. Neben dem Geld, das an die Organisationen geht, soll auch die Öffentlichkeit helfen, die dieser Prozess bringt. Sieben Projekte sind bereits ausgewählt, ein achtes ist in Arbeit.

Und wie schmeckt das Soli-Bier? Brauer Gabriel hat es schon probiert: „Vollmundig, würzig mit einer angenehm bitteren Note“, beschreibt er. „Und nicht so bitter wie Pils.“

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