Göttinger Tageblatt

02.12.2020 - FKG-Pensionär führte Doppel-Leben :-)

Göttinger entwickelt Konzept für „Wohnen mit Weitblick“
„Unter dem Feldborn“ statt „Auf der Lieth“: Bauamt der Stadt prüft Vorschlag von Erhard Langkeit

Nikolausberg. „Wohnen mit Weitblick“ – so lautet der Name einer neuen Wohnsiedlung, die am Ostrand von Nikolausberg entstehen soll. Physiotherapiepraxis, Seniorenheim und eine Kita sollen dort ebenfalls entstehen. Doch die Anwohner geben der Politik Kontra: Denn die Zufahrtstraße „Auf der Lieth“ ist eng, dort gibt es kaum Parkplätze – deshalb fürchten die Anlieger, dass sich die Verkehrssituation dort mit neuen Wohnungen noch verschärfen würde. „Die Pläne der Verwaltung sind unvorstellbar“, sagt Anwohnerin Gabriele Barth. Der Nikolausberger Erhard Langkeit hat ein Alternativkonzept entwickelt, das der Stadtverwaltung nun zur Prüfung vorliegt.
„Die Fläche ist mit 1,5 Hektar einfach zu klein für das Vorhaben“, erläutert Langkeit im Tageblatt-Gespräch. Er bringt Erfahrung auf dem Gebiet mit: Der studierte Städteplaner lehrte mehr als 38 Jahre lang Stadtplanung und vermittelte sein Fachwissen an Studenten. Er kritisiert das vorliegende Konzept deutlich: „Derzeit wird geprüft, ob ein Investorenwettbewerb durchgeführt werden kann. Da wird der dritte Schritt vor dem ersten gemacht“, sagt er. Zunächst einmal dürfe die Bedarfsermittlung keinem Investor überlassen werden, dann müssten alternative Flächen geprüft werden. „Erst dann stellt sich die Frage nach einem Investor“, betont er und fragt: „Wer trägt denn dann die Kosten und die Verantwortung?“
„Unter dem Feldborn“ – eine mögliche Alternative?
Ihm missfällt auch, dass sich der Ortsrat vor einigen Jahren die Erhaltung der Feldlerche auf die Fahnen geschrieben habe und Umsiedlungsmaßnahmen im Konzept keine Rolle spielen würden, denn: „Die brütet in dem Gebiet, das nun bebaut werden soll.“ Deshalb hat Langkeit ein Alternativkonzept erarbeitet. Dieses sieht ein wesentlich größeres Gebiet für das Bauvorhaben vor: das „Unter dem Feldborn“ am Süd-West-Rand von Nikolausberg, nördlich des Hoffmannshofs.
Dort seien 13 Hektar statt 1,5 verfügbar, zudem sei das Areal verkehrstechnisch besser zu erreichen: „Dann muss nämlich niemand durch ganz Nikolausberg fahren“, denn zum Gebiet „Auf der Lieth“ führe nur eine Straße, erläutert Langkeit. Doch während die vorgesehene Fläche im Besitz der Stadt Göttingen sei, befänden sich die Flächen am Hoffmannshof in Privathand, weiß der Stadtplaner. „Da müsste erstmal verhandelt werden.“ Neben der puren Größe und der guten Verkehrsanbindung, „es müsste lediglich die alte Zufahrtstraße reaktiviert werden“, sei auch dort „Wohnen mit Weitblick“ möglich. Denn der Blick auf Göttingen sei von dort aus fantastisch, heißt es in Langkeits Konzept.
„Die größten Vorteile wären die großzügig bebaubare Fläche und die räumliche Trennung“, sagt der ehemalige Stadtplaner. Auf dem 13 Hektar großen Areal könnten Kita, Seniorenheim und vieles mehr Platz finden, zudem könne man das Gebiet später noch erweitern. „Die Stadt sucht verzweifelt nach Bauland“, daher sei es „idiotisch, das Areal nicht in Betracht zu ziehen“, meint Langkeit. Klimaschutztechnisch sei es ein „nicht relevantes Gebiet“, sagt er. So verlaufe der Kaltluftkorridor von Norden nach Süden am Ostrand von Nikolausberg entlang und tangiere daher eher das Gebiet „Auf der Lieth“, für das Gebiet „Unter dem Feldborn“ fungiere die Bebauung im Ort als Barriere, erläutert Langkeit.
Das Konzept liege dem Bauamt der Stadt Göttingen vor, sagt Langkeit. Derzeit laufe dort eine interne Prüfung, habe man ihm mitgeteilt. Sollte seiner Alternative eine Chance gegeben werden, wäre auch Barth zufrieden: „Dann könnte die Fläche auf der Lieth statt Wohnungen den Tieren und Pflanzen überlassen werden.“

 Bild: Diese Fotomontage verdeutlicht die Verkehrssituation in Nikolausberg: Die Gebäude rechts im Bild entstehen gerade am Nikolausberger Weg. Dort werden 81 Wohneinheiten gebaut - und die Straße „Auf der Lieth“ ist noch etwas enger.  Montage: Langkeit

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