Göttinger Tageblatt

19.10.2013 - Ehemaliger FKG-Schüler Felix Klieser als Hornist erfolgreich

„So ein Hornton ist total schön“
Der Göttinger Hornist Felix Klieser hat seine erste CD „Reveries“ herausgebracht

Göttingen. „Das Horn ist das vielseitigste Instrument, das es gibt – vor allem wegen der Möglichkeiten der Farbgebung." Der dies sagt, muss es wissen: Felix Klieser, 22 Jahre alt, Student an der Musikhochschule Hannover im siebenten Semester („Ich habe jetzt gerade Halbzeit"). Gerade hat er seine erste CD herausgebracht. Sie heißt „Reveries" und enthält Musik für Horn und Klavier aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Es ist nicht ganz gewöhnlich, dass ein Musikhochschüler eine Debüt-CD bei einem professionellen Label (Berlin classics) herausbringt. In seinen Semesterferien ist er jetzt auf Promotiontour durch die Fernseh- und Rundfunksender.

Und Felix Klieser ist auch kein ganz gewöhnlicher Hornist. Angefangen hat er mit fünf Jahren. Er wollte es einfach, familiäre Vorbilder gab es überhaupt nicht, seine Eltern hatten keine besondere Beziehung zu klassischer Musik. Und was der junge Felix wollte, hat er sehr konsequent betrieben, zuerst mit seinem Göttinger Lehrer Endre Toth, später bei Jan Schroeder, nun bei dem finnischen Hornisten Markus Maskuniitty an der Musikhochschule Hannover. Als Schüler am Felix-Klein-Gymnasium hat er in mehreren Schulkonzerten seine Kunst vorgeführt, bundesweit hat er es als langjähriges Mitglied des Bundesjugendorchesters getan, nun erstmals auf CD mit seinem Klavierpartner Christof Keymer, den er von der Musikhochschule her kennt und schätzt.

Für die Aufnahme hatte Klieser in Sachen Stückauswahl freie Hand, die Vorgabe lautete nur Horn und Klavier. „Das Adagio und Allegro von Schumann hatte ich schon lange im Repertoire", erzählt er im Tageblatt-Gespräch, „dann habe ich gesucht, was man gut damit kombinieren kann." Erstes Ergebnis war ein Andante von Richard Strauss, Keymer brachte Reinhold Glière, einen russischen Spätromantiker, ins Gespräch, den er sehr schätzte. Dann kamen schließlich noch Camille Saint-­Saëns, Josef Rheinberger (Lehrer von Humperdinck) und Alexander Glasunow dazu, also ein Drei-Nationen-Programm romantischer Stücke aus Deutschland, Russland und Frankreich.

Bei einer CD mit Liedern von Richard Strauss der Sopranistin Christiane Karg mit dem Pianisten Malcolm Martineau hat Klieser gerade den Hornpart in dem Lied „Alphorn" eingespielt. Die Aufnahme soll im Frühjahr 2013 herauskommen. Ein zweites Klieser-Album mit Orchester ist im Stadium der Planung.

Trotzdem ist der junge Solist nicht größenwahnsinnig, überhaupt nicht. „Für mich am wichtigsten ist es, dass ich mein Instrument beherrsche und mich dabei weiterentwickle", sagt er ohne jede Koketterie. Er möchte gern die klangfarblichen Möglichkeiten noch weiter differenzieren. „Bei Haydn und Mozart klingt das Horn hell, fein, edel, bei Strawinsky hart und borstig, im Piano kann es lieblich, süß, kindlich, charmant sein oder aber auch mysteriös und kalte Schauer erzeugen. Im Forte wiederum kann es erhaben, majestätisch klingen oder brutal aggressiv."

Außerdem möchte er dazu beitragen, dass klassische Musik einen größeren Hörerkreis gewinnt. „Wir sollten uns viel mehr öffnen", sagt er, „auf Menschen zugehen und uns nicht als etwas Elitäres darstellen." Deshalb hat es ihn ganz besonders gefreut, wie ein 15-jähriges Mädchen auf einen Youtube-Film reagiert hat. Sie hat ihm geschrieben: „So ein Hornton ist total schön."

Dass der ohne Arme geborene Klieser die Ventile seines Instruments mit den Zehen statt mit den Fingern betätigt, spielt übrigens nur eine Nebenrolle. Unter welchen Voraussetzungen so ein Hornton total schön geworden ist, wird unwichtig.
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