Göttinger Tageblatt

06.07.2013 - Rundbank auf Schulhof

Sitzen geblieben
Möblierung Innenstadt: Vermisste Rundbank fristet auf Schulhof einsames Dasein
Göttingen. Vor einem Jahr waren es die Lampen, jetzt sorgen die Bänke in der Göttinger Fußgängerzone für Wirbel. Im Zentrum der Diskussion steht mittlerweile nicht mehr nur der Preis der neuen Sitzmöbel für die Innenstadt (pro Stück 6500 Euro), sondern auch das Tropenholz, aus dem sie gefertigt sind. Derzeit sucht die Verwaltung fieberhaft nach einer Alternative (siehe Text unten). Derweil fristet die Rundbank, die einst auf dem Platz vor dem Alten Rathaus stand, ein einsames Dasein – und daran wird sich, wenn es nach der Verwaltung ginge, auch in absehbarer Zeit nicht viel ändern.

Auf ihren angestammten Platz am Markt soll sie jedenfalls nicht zurückkommen, diese Meinung hatte Stadtbaurat Thomas Dienberg bereits vor einigen Wochen im Bauausschuss vertreten (Tageblatt berichtete). Seine Begründung: Durch die Rundbank gehe die „Großzügigkeit des Marktplatzes“ verloren. Zudem erhöhe sich die Anzahl der Sitzplätze durch die neuen Bänke ohnehin. Daher könne man die Rundbank doch im Bereich des Johanniskirchhofs aufstellen.Das sorgte für einen Sturm der Entrüstung. In Leserbriefen forderten Bürger im Tageblatt die Verwaltung zum Umdenken auf. Und bei der Frage der Woche des Tageblatts sprachen sich knapp 1000 Teilnehmer und damit fast 85 Prozent dafür aus, die Rundbank nach dem Abschluss der Bauarbeiten wieder auf ihrem angestammten Platz vor dem Alten Rathaus aufzustellen. Auch die Politiker konnten sich mit der Idee Dienbergs nicht recht anfreunden und vertagten eine Entscheidung.
Unterdessen wird die Rundbank, in deren Mitte einst die Lichtenberg-Statue stand, herumgereicht wie eine heiße Kartoffel. Erst stand sie auf dem Betriebsgelände des Bauhofs und damit in direkter Nachbarschaft zu so bedeutenden Leidensgenossen wie der Skulptur „Der Tanz“ oder der Lokomotive (die aber immerhin beide wieder an ihren angestammten Plätzen aufgestellt werden sollen).
Zuletzt durfte die Rundbank immerhin ihrer ureigenen Funktion gerecht werden und Sitzplätze anbieten – und zwar auf dem Schulhof des Felix-Klein-Gymnasiums. Die Schule habe beim Bauhof nachgefragt, ob sie sich die Bank nicht ausleihen könne, erzählt dessen Chef Volker Hempfing. Er habe sofort zugestimmt. „Ob sie bei uns rumsteht oder sie jemand nutzen kann, so ist das doch cleverer“, sagt Hempfing. „Die Schüler können sie benutzen.“
Allerdings sind mittlerweile Sommerferien. Die Rundbank dürfte sich auf dem Schulhof des Gymnasiums daher ähnlich einsam fühlen wie einst im Bauhof. Ob das auf dem Johanniskirchhof dann irgendwann anders wird, darf bezweifelt werden. Dort fristen jetzt schon mehrere Bänke ein ähnliches Dasein.
Übrigens: Abgesehen von der Einsamkeit erfreut sich die Rundbank, die schon einige Jahre auf dem Buckel hat, bester Gesundheit. Dabei besteht sie nicht aus dem von manchen für seine Beständigkeit gepriesenen Tropenholz, sondern aus einem mit Essigsäure behandelten Kiefernholz, Produktname Accoya. Das soll besser als tropisches Hartholz sein. Und die Herstellung sei völlig ungiftig, sagt die Herstellerfirma aus Holland.

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