Göttinger Tageblatt

13.07.2006 - Leserbrief einer FKG-Schülerin

„Schlimme" Beschwerden

Betrifft: „Allein gegen alle" vom 8. Juli
Ich selber besuche die neunte Klasse an einem Gymnasium und möchte Lehrerin werden. Schon die Überschrift des Artikels „Allein gegen alle", den ich im Wochenend-Teil gelesen habe, hat mich gestört. Lehrer und Schüler müssen zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Wenn sich die Überschrift darauf bezieht, dass keiner auf die „schlimmen" Beschwerden der Lehrer hört, dann lese man Folgendes: Das Wichtigste, was ein Lehrer wollen, können und lieben muss, ist das Erklären. Außerdem muss er Humor haben, den Unterricht abwechslungsreich und interessant gestalten und mit den Schülern ihrem Alter entsprechend umgehen. Im Artikel scheint es solche Lehrer nicht zu geben, nur solche, die gegen Schüler arbeiten, die erwarten, dass Schüler eine dreiviertel Stunde stillsitzen, die langweilige Aufgaben geben und Regeln aufstellen, die haargenau einzuhalten sind. Bei solchen Lehrern beobachten Schüler gern, ob die nicht lustig reagieren, wenn man sie ärgert: Wenn der Unterricht schon nicht interessant ist, muss ja irgendetwas anderes am Lehrer interessant sein. Im Artikel scheint es zudem so, als ob Schüler Lehrer aus reiner Bos- oder Dummheit ärgern. Es gibt ein Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus. Es gibt ebenso Gymnasiasten, die an die Realschule gehören, wie Lehrer, die Pastor oder Automechaniker sein sollten. Lehrer, die krank an Schülern werden, werden zuerst an sich selbst krank. Denn: Schüler leisten – sogar mehr als sie müssen – wenn der Lehrer gut ist.
Cornelia Nordmeyer, Göttingen

Zurück (2006)
Nach oben