Göttinger Tageblatt

07.12.2006 - Chemie-Theater

Magie oder Chemie: Wie Windeln das Wasser halten

Achtklässler des FKG führen Theaterstück mit naturwissenschaftlichen Experimenten auf

Feuer, Farben, Formeln: „Zauberhafte Chemie“ lautete der Titel eines Theaterstücks, das am Donnerstagmorgen in der Aula des Felix-Klein-Gymnasiums (FKG) unter der Regie der Lehrer Susana Bokeloh da Silva und Klaus Juraschek von Achtklässlern aufgeführt worden ist. Rund 400 Schüler waren von den spielerisch inszenierten Versuchen fasziniert.

Göttingen
(afu). Farbenspiele gehören nicht ins Reich der Fabeln, und Rotkohl schon gar nicht. Dessen Saft nämlich benutzen drei Alchimisten auf der Bühne, um die Zuschauer mit viel Tamtam und geheimnisvollen Zauberformeln zu begeistern. Das „Drachenblut“, wie sie es nennen, nimmt auf wundersame Weise andere Farben an, mal wird es rot, mal wird es blau. „Boahh“, staunen da die Schüler. „Hokuspokus Zauberei, die Wissenschaft ist stets dabei“, entgegen drei weißgewandete Laboranten und klären den ach so banalen Zaubertrick flugs auf. Säure verwandelt das Drachenblut in ein schönes Rot, durch das Zugeben von Lauge wie Natron wird es blau. Deswegen nennen die Bayern den Rotkohl auch Blaukraut, lernen die Schüler: Weil sie ihn im Gegensatz zu den Göttingern, die Essig benutzen, mit Natron zubereiten. Einfachste Chemie also, keine Magie. So schnell geben sich die Alchimisten indes nicht geschlagen. Sie füllen Zucker in ein Gefäß, schütten etwas Wasser darüber und vermengen das Ganze. Wieder murmeln sie mit rudernden Armen eine Zauberformel – und drehen das Gefäß plötzlich um. Die klebrige Sauerei aber bleibt aus – und das Zuckergemisch im Glas. Da kratzen sich die Zuschauer verwundert am Kopf.
Kein Tropfen entfleucht
Alles ganz logisch, sagen die Wissenschaftler in Weiß. Der Zucker war gar kein Zucker, sondern ein so genannter Superabsorber, ein Stoff, der ganz viel Flüssigkeit aufnehmen kann: das 30- bis 500-fache seines Volumens. Verarbeitet werde der zum Beispiel in Einweg-Windeln. Das wird denn auch gleich experimentell nachgewiesen: Selbst beim Auswringen entfleucht dem Baby-Utensil kein Tropfen. Beim dritten Versuch, die Menge zu verzaubern, überlisten sich die Alchimisten selbst. Ihr wässriges Taschentuch sollte zwar brennen, es sollte aber nicht verkokeln. Qualm wabert über die Bühne. Kichern in der Aula. Die Wissenschaftler können auch das besser. Ihr Alkohol-Wasser-Gemisch ist richtig dosiert, und das darin gebadete Tuch brennt lichterloh. Bis es plötzlich erlischt, ganz ohne Rauch. Die Schüler applaudieren begeistert. Das hat es wohl im Chemieunterricht nur selten gegeben.

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