Göttinger Tageblatt

24.12.2005 - Feliz Navidad: Weihnachten auf Mexikanisch

Göttingen ist WM-Quartier für die mexikanische Fußballmannschaft. Das Tageblatt hat bei Schülern der WM-SchuleFelix-Klein-Gymnasium (FKG) nachgefragt: Wie wird Weihnachten in Mexiko gefeiert?

Feliz Navidad: Weihnachten auf Mexikanisch

Vor dem WM-Quartier: Schüler des Felix-Klein-Gymnasiums beschreiben Weihnachten in Mexiko

Feliz Navidad wünscht man sich heute in Mexiko – „das heißt Frohe Weihnachten", übersetzt Linda Sánchez. Die 16-jährige Mexikanerin aus Tampico Tamaulipas ist seit vier Monaten als Austauschschülerin in Göttingen. Geschenke zu Heiligabend sind in Mexiko meist nur in bessergestellten Familien bekannt. Man geht zwar um Mitternacht zur Messe, um die Geburt Jesu zu feiern, hält auch ein Mahl mit der Familie. Der eigentliche Tag für Geschenke ist am 6. Januar, dem Tag der Heiligen drei Könige, weiß Tom Walliser, Spanisch-Lehrer am FKG. Natürlich sind die Mexikaner nicht frei vom Einfluss der USA, und so wird in vielen Häusern um den 16. Dezember ein Kunsttannenbaum aufgestellt und das Haus weihnachtlich geschmückt. Echte Tannen sind teuer, weil sie aus Kanada importiert werden. Ein traditioneller Weihnachtsbrauch sind die Posadas, die am 16.Dezember beginnen und am 24. enden. Ihr Ursprung ist nicht christlich – jahrhundertelang feierten alljährlich im Dezember die Indianer die Ankunft des Gottes Huitzillopochtli. Die spanischen Priester deuteten diese Tradition seit 1578 im christlichen Sinne um: Die Posada wurde zur Herbergssuche von Maria und Joseph. Bei einer Posada erscheinen Nachbarn oder Familienangehörige an der Tür, spielen die Krippenszene nach, tanzen und singen christliche Weihnachtslieder und bitten um Einlass. Heute sind Posadas nicht mehr streng religiös, sondern mehr ein geselliges Zusammensein mit Freunden und Familien. Es gibt süße Bunuelos (Krapfen) zum Naschen und „Ponche de Fruta„, einen Fruchtpunsch.
In Lindas Familie wird Weihnachten „typisch mexikanisch verbracht. Wir feiern im Haus meiner Großmutter. singen, spielen die Herbergssuche, trinken Punsch und beten. Und wir zerschlagen die Pinatas." Auch die Spieler der mexikanischen Nationalmannschaft verbringen Weihnachten wie die meisten Mexikaner: bei ihren Familien. Ihre Weihnachtsferien werden allerdings nur kurz sein. Im Januar stehen Spiele der Copa Libertadores, der südamerikanischen Vereinsmeisterschaft, an. Linda freut sich schon auf die Ankunft der mexikanischen Nationalspieler. Bis Juni noch bleibt sie in Göttingen. Die 17-Jährige, die selbst gerne Fußball spielt, ist bekennender Fan des Nationalteams.

Fest mit Hintergrund

Weihnachten wird in Mexiko sehr groß gefeiert, mit Familie und Freunden", beschreibt Sarah Bachmann ihre Weihnachtserfahrungen in Mexiko. Die 17-Jährige hat wie andere Austauschschüler des Felix-Klein-Gymnasiums mehrere Monate im lateinamerikanischen Land verbracht. Die Weihnachtsgeschenke sind ähnliche wie in Deutschland, erzählt Julian Klagge (18), „nur nicht ganz so üppig". Sarah Kühnapfel (17) ist aufgefallen, dass in Mexiko viel mehr geschmückt wird. Nicht nur Figuren von Rentieren und Weihnachtsmännern sind zu sehen, ganze Dörfer würden als Krippen aufgebaut. Bachmann findet es schön, dass es religiöser ist. Der eigentliche Hintergrund wird mehr ausgelebt." Besonderen Spaß machte allen das Zerschlagen der Piñatas.

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