Göttinger Tageblatt

23.02.2000 - Leserbrief: Ergebnis ist absehbar

SCHULNOTEN / Warnung vor Privatschule?

Ergebnis ist absehbar

Zum Bericht "Gescheitert an Kunst und Musik" vom 3. Februar

Ein Artikel, der die Frage aufwirft: Warum hat sich der Autor so gar nicht mit der Materie vertraut gemacht? Angesichts der großen Zahl derer die in Göttingen etwas mit Schule zu tun haben, hätte er einfach wahllos jemanden in der Fußgängerzone ansprechen können, aber dann wäre sein Artikel schnell geplatzt!

Zunächst: Ein Schüler, der in mindestens sechs Fächern überfordert zu sein scheint, schafft mit Mühe die Klasse 9. Anstatt die logische Konsequenz - eben den Schulwechsel - zu ziehen, quält er sich weiter. Dass das in Klasse 10 nicht besser wird, ist absehbar; er ist ja "kein guter Schüler" (Notendurchschnitt 4,6!). Die Schlagzeile - deren Unrichtigkeit im weiteren Verlauf des Textes von alleine deutlich wird - führt den Leser bewusst in die Irre. Und: Die Klassenkonferenz darf nach der Erlasslage in diesem Fall gar keine Versetzung aussprechen! Und selbst mit dem Zugeständnis einer nochmaligen Wiederholung hat sie sich auf ganz dünnem Eis bewegt.

Was also will uns der Autor Besonderes mitteilen? Dass es Schulen gibt, an denen auch in Kunst und Musik mangelhafte Leistungen attestiert werden? Dass die Mutter des Schülers das Konferenzgeheimnis verletzt (und das GT auch noch dabei behilflich ist!)? Dass es Eltern gibt, die mangelnde Gymnasial-Eignung ihrer Kinder mit guten Rechtsanwälten kompensieren wollen? Oder ist es eine Warnung vor der Bertolt-Brecht-Privatschule in Hamburg? Damit käme der Autor des Artikels noch am besten weg! Nein, ich vermute, es ist das verlockende Wortspiel in der Schlagzeile: "... nach Schulwechsel wie ausgewechselt!"

So sehr man diesem Schüler eine "lebensfrohe" Phase gönnen mag, ich fürchte sie wird spätestens dann enden, wenn sich sein jetziger Notendurchschnitt als nicht kompatibel zu den Erfordernissen des Ausbildungs- und Berufslebens zeigen wird. Aber immerhin: Der alten Schule hat man es noch mal richtig gegeben!

R. BuddeGöttingen

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