Göttinger Tageblatt

03.02.2000 - Gescheitert an Kunst und Musik

SCHÜLERKARRIERE / 17-Jähriger nach Schulwechsel wie ausgewechselt

Gescheitert an Kunst und Musik

Kann man als Schüler über Nebenfächer wie Kunst und Musik stolpern? Man kann - wenn auch noch eine Fünf in Deutsch hinzu kommt. Fast wäre die gymnasiale Laufbahn für einen heute 17-Jährigen aus dem Landkreis endgültig beendet gewesen, hätte er nicht die Schule gewechselt. Plötzlich ist er im Schnitt zwei Noten besser.

Göttingen (ck). Nein, ein guter Schüler war Ingo I. (Name geändert) nie. Mit Gymnasialempfehlung war er ans Felix-Klein-Gymnasium (FKG) gekommen, scheiterte in Klasse neun. Vier Mal "mangelhaft" wies das Zwischenzeugnis aus. Drei der Fünfen bügelte er aus; die in Deutsch blieb bestehen. Doch weil zwei Fünfen in den nunmehr vernachlässigten Nebenfächern Kunst und Musik hinzu kamen, blieb er sitzen. Die Wiederholung klappte. In der Zehnten gab es erneut Probleme: Fünfen in Deutsch und wieder in Kunst und Musik.
Ingo hätte das Gymnasium verlassen müssen. "Geradezu rührend", so berichtet seine Mutter, habe sich der Klassenlehrer eingesetzt. Dass es an zwei Fünfen in Nebenfächern scheitern sollte, habe auch er nicht gewollt. Doch zu mehr als dem Zugeständnis, die Klasse ausnahmsweise wiederholen zu dürfen, konnte sich die Konferenz nicht durchringen. Die einzigen, die dagegen waren, so die Mutter, seien Deutsch- und Kunstlehrer gewesen - ausgerechnet ein Ehepaar.
Die Eltern entschlossen sich zum Widerspruch. Als der zurückgewiesen war, wurde eine Klage gegen die Nebenfachzensuren im Verwaltungsgericht vorbereitet. Dann wurde der Vater nach Hamburg versetzt. Der Sohn ging mit, machte einen Aufnahmetest am Bertolt-Brecht-Gymnasium, einer Privatschule, und wurde trotz Nichtversetzung gleich in die elfte Klasse aufgenommen. Dort schreibt er seither in Deutsch nur noch Zweien. Sein Notenschnitt heute: 2,8. Am FKG lag er bei 4,6. "Wie ausgewechselt. Ich kenne meinen Sohn nicht wieder, so lebensfroh ist er jetzt", sagt die Mutter.

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