Die Kraft der Musik
Nils Landgren und die Kraft der Musik
Jazztified genießt einen dreitägigen Workshop und ein gemeinsames Konzert mit Mr. Red Horn
„Musik ist ja mehr als die Töne oder die Noten. Musik ist mein Leben. Und zu einem Leben gehören auch andere Sachen als die rein musikalischen. Die menschlichen Aspekte sind ja auch ein Teil von der Musik. Auch wenn man das vielleicht nicht in den Noten hat. Musik ist, glaube ich, die größte heilende Kraft, die es gibt. Das möchte ich gerne, wenn möglich, auch vermitteln – und ich tue das auf meine Art und Weise: zu versuchen, so viele Leute wie möglich zu erreichen und auch zu versuchen, Leuten zu helfen, die es nicht so gut haben wie ich.“ (Nils Landgren im BR-Interview)
Man hätte es sich nicht schöner ausmalen können. Rittmarshausen, Samstagabend: Die ausverkaufte Kulturscheune kocht vor Begeisterung, Menschen tanzen, haben ein Lächeln auf den Lippen und strahlende Gesichter, Zugaberufe klingen bis weit nach draußen… Es ist ein lauer Spätsommerabend, der auch nach dem Konzert unserer Schulbigband Jazztified (FKG und HG) mit dem schwedischen Posaunisten Nils Landgren noch seine Fortsetzung findet: in netten Gesprächen und Begegnungen, bei deftigem Essen und einem Wein oder Bier und – natürlich – in der anschließenden Session.
Die Band spielte ein abwechslungsreiches Programm aus Jazz-, Funk-, Soul- und Pop-Stücken, wurde dabei in der Mehrzahl der Stücke von Landgren dirigiert, der sich aber bei einigen Arrangements in den Posaunensatz einreihte. Dann übernahm Fabian Haller das Dirigat. Höhepunkte des Konzertes waren vor allem zwei Stücke aus Nils Landgrens eigener Feder: Ain’t Nobody und Funk For Life, bei denen der Meister selbst fulminante Soli ablieferte.
Funk For Life ist aber nicht lediglich ein Musikstück, sondern zum Motto der Afrikahilfe des Posaunisten geworden: Über die Musik hinaus ist es Nils Landgren seit Jahren ein Anliegen, bedürftige Menschen vor allem in Afrika zu fördern. Landgren unterstützt zum Beispiel junge Menschen in Kibera, dem größten Slum Nairobis, mit Schulbüchern, Dingen des täglichen Bedarfs oder gesammelten Instrumenten. Für dieses Projekt und die Nils Landgren Foundation hat er in der Pause des Konzertes erfolgreich geworben und Spenden gesammelt.
Jazztified hatte also die einmalige Gelegenheit, im Rahmen des Festivals Jazz Ohne Gleichen gemeinsam mit Nils Landgren von Donnerstag bis Samstag ein Programm zu erarbeiten und zur Aufführung zu bringen. Die Band wurde dabei nicht nur von Mr. Red Horn gecoacht, sondern auch von weiteren namhaften Persönlichkeiten des zeitgenössischen Jazz unterstützt: Der preisgekrönte junge Pianist Ilja Ruf leitete die Rhythmusgruppe, der fabelhafte Trompeter Benny Brown den Trompetensatz und der Hannoveraner Saxophonist Lars Stoermer die Saxophon-Section. Brown und Stoermer unterstützten die Band – ebenso wie Stephan Joede (neben Haller auch Leiter der Band) am Bass – auch als Instrumentalisten und Solisten beim Konzert an der Leadtrompete bzw. dem ersten Tenor. Geprobt wurde im Hainberg-Gymnasium und in Räumlichkeiten der Gemeinde Gleichen in Gelliehausen bzw. der Musikschule Musi-Kuss. Das Catering besorgten dankenswerterweise die Eltern der Bandmitglieder selbst.
Möglich wurde dies durch die Beharrlichkeit von Markus Ohlef und Matthias Heintz, die als Vater zweier Musiker von Jazztified bzw. Leiter des Festivals JOG mit langem Atem Nils Landgren und weitere Musiker ins kleine Gleichen holen konnten. Ihnen können wir gar nicht genug danken; denn was unsere jungen Musikerinnen und Musiker von diesem Wochenende mitgenommen haben, ist mit den folgenden Begriffen wahrscheinlich nur im Ansatz umschrieben: ein Höchstmaß an Musikalität und Professionalität, ganz viel Soul und Rhythmus, Selbstbewusstsein und vor allem: sehr viel menschliche Wärme von einigen der größten Jazzmusiker unserer Zeit – Danke Nils Landgren und Co.